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Di, 15.08.2017

Der mini-Bypass: Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen führt neues Operationsverfahren gegen Fettleibigkeit ein

Am Rotes Kreuz Krankenhaus Bremen haben Experten für Bariatrische Chirurgie, der Chirurgie gegen Fettleibigkeit, vor wenigen Tagen ein neues Operationsverfahren eingeführt. Es handelt sich hierbei um den sogenannten mini-Magenbypass.

Das Prinzip beim üblichen Magenbypass: Die Chirurgen verkleinern den Magen zum so genannten Pouch, damit weniger Nahrung aufgenommen werden kann. Diesen Pouch verbinden sie mit einer tiefer liegenden Dünndarmschlinge, der Dünndarm muss hierfür durchtrennt werden. Der Magen wird so mit Hilfe der Dünndarmschlinge (Bypass), umgangen, der Zwölffingerdarm ist für die Verdauung ausgeschlossen. Durch die „Umleitung“ können sich Speisebrei und Verdauungssäfte erst spät im Dünndarm wieder vermengen. So kann der Körper einen Teil der Kalorien nicht aufspalten und aufnehmen, sondern verlässt den Körper wieder mit dem Stuhl - die Aufnahme von Fetten und Kohlehydraten wird vermindert.

Die Vorteile des mini-Bypass - auch Omega-Loop-Bypass genannt: Im Gegensatz zum Standard-Magenbypass wird die Verbindung zwischen dem verkleinerten Magen und dem Dünndarm durch nur eine einzige Naht geschaffen - dies vermindert Risiken und verkürzt die Operationszeit. Der Dünndarm muss nicht durchtrennt werden, der Weg der aufgenommenen Nahrung umgeht Teile des Magens, den Zwölffingerdarm und die ersten 200-250 cm des Dünndarms. Das Verfahren ist anspruchsvoll und erfordert viel Erfahrung in der bariatrischen Chirurgie. Gegenüber den bislang in Bremen durchgeführten Prozeduren hat das neue Verfahren darüber hinaus den Vorteil, dass auch bei Patienten, die für den Standard-Bypass zu adipös sind (BMI über 60 kg/m2), nun ein Bypass- Verfahren zur Verfügung steht. „Auch Patienten, für die andere Operationstechniken, beispielswiese die Bildung eines so genannten Schlauchmagens, aufgrund ihres Sodbrennens nicht in Frage kommen, profitieren von der Erweiterung unseres Operations- Portfolios im Rotes Kreuz Krankenhaus“, erklärt Dr. Alexander Friedemann, Oberarzt und Adipositas-Experte in der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im RKK. Wie alle bariatrischen Operationsverfahren wird auch der mini-Bypass in der modernen Schlüssellochtechnik durchgeführt. Die Patienten können deswegen schon wenige Tage nach der Operation das Krankenhaus wieder verlassen. „Da die Veränderungen auf den Verdauungsprozess, anders als der Name vermuten lässt, nicht „mini“ sondern sehr tiefgreifend sind, ist eine lebenslange unterstützende Einnahme von Spurenelementen und Vitaminen notwendig. Dies wird durch die Nachsorge in der Klinik-eigenen Adipositas-Sprechstunde kontrolliert und unterstützt“, betont Friedemann.

In der bariatrischen Chirurgie gibt es ein breites Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten. „Aber eine Operation ist nur dann sinnvoll, wenn alle anderen nicht operativen Therapiemöglichkeiten versagt haben“, erklärt Privatdozent Dr. Jörn Gröne, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie und ergänzt: „Die persönliche Beratung unter Berücksichtigung des Patienten in seiner körperlichen, psychischen und sozialen Gesamtsituation ist Grundvoraussetzung für die Behandlung. Wir informieren unsere Patienten sehr ausführlich darüber, welche Vor- und Nachteile die unterschiedlichen Varianten bieten.“ Die Ursachen für den Gewichtsverlust nach einem Magenbypass sehen Experten nicht nur in der verminderten Kalorienzufuhr sondern in einem Zusammenspiel zwischen der Änderung der Gewichtsregulation, des Essverhaltens und des Kalorienverbrauchs. Die Kosten bariatrischer Operationen werden nach einer ganzen Reihe von zu erfüllenden Voraussetzungen und bewilligtem Antrag von den Krankenkassen übernommen.

Als eines der führen Krankenhäuser Bremens für Adipositaschirurgie hat das Rotes Kreuz Krankenhaus mit dem Mini-Bypass einen weiteren Schritt getan, um Menschen mit Fettleibigkeit in Bremen eine noch individuellere Therapie anbieten zu können“, ist Prof. Dr. Stefan Herget-Rosenthal, ärztlicher Geschäftsführer am RKK, überzeugt.

Der mini-Bypass

Der erste mini-Bypass wurde 1997 von Dr. Robert Rutledge, North Carolina, durchgeführt. Trotz des guten Erfolges fristete das neue OP-Verfahren aber lange ein Schattendasein. Nur durch konstant gute Erfolge konnte sich das Verfahren allmählich etablieren. Inzwischen wurden weltweit etwa 30.000 mini-Bypass-Operationen durchgeführt. Das Verfahren gehört zu den vier weltweit am häufigsten durchgeführten bariatrischen Operationsverfahren.

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